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Der DMSG Landesverband Bayern e. V., seine Mitglieder sowie haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden können in diesem Jahr auf sechs Jahrzehnte Arbeit für MS-Betroffene zurückblicken. Aus dem am 14.05.1960 gegründeten Bayerischen Sozialwerk der DMSG hervorgegangen und 1983 in DMSG Landesverband Bayern e. V. umbenannt, hat der Verband eine traditionsreiche und bewegte Geschichte. Ziel der damaligen Gründung der Bayerischen MS-Gesellschaft war es, die Lebenssituation MS-Kranker in Bayern zu verbessern, was auch heute noch das Handeln des Landesverbandes bestimmt.


Gerade die Zeit in den ersten Jahren und Jahrzehnten war geprägt von vielen Entbehrungen, aber auch von  großem Enthusiasmus, der Vieles ermöglichte. Soziale und finanzielle Nöte, fehlende Behandlungsmethoden und insbesondere die Unwissenheit der Patienten in zahlreichen  Bereichen, jedoch auch der Öffentlichkeit über das Thema Multiple Sklerose (MS) an sich, erschwerten die Arbeit. Viele Betroffene und deren Familien fühlten sich alleingelassen, selbst Hausärzte hatten nur wenige Kenntnisse über die Erkrankung MS und deren Therapiemöglichkeiten. Staatliche Unterstützung existierte kaum und wurde nur gewährt, wenn sie vehement eingefordert wurde. Hilfe zur Selbsthilfe war damals bei der körperlichen, finanziellen und seelischen Not vieler betroffener Familien kaum möglich. So war es nicht selten, dass Betroffene in sozialer Isolation lebten. Strukturen und Unterstützungsangebote, auch für den neugegründeten Verband, mussten geschaffen werden.

 

Die wenigen Mitarbeiterinnen des Landesverbandes, überwiegend stundenweise beschäftigt, teilten sich bis in den Beginn der 70er Jahre einen Raum im Privathaus der Gründerin Annelis Wirsing als Büro mit einem Telefonanschluss  sowie zwei Schreibmaschinen. Unermüdlich versuchten sie bei Hausbesuchen und Informationsveranstaltungen die Situation der Betroffenen zu verbessern. Für den Verband war Sparen oberstes Gebot. Durch Spenden, und später mit Hilfe erster staatlicher Zuschüsse, konnte die Arbeit des Landesverbandes im Laufe der Jahre zunehmend professionalisiert und ausgebaut  werden.

Die ersten Selbsthilfegruppen für MS-Betroffene wurden gegründet und erste Beratungsstellen in Bayreuth, Nürnberg (beide 1976) sowie Augsburg (1978) eröffnet, denen bald weitere in Würzburg, Passau, Regensburg (1986) und zuletzt Rosenheim (1988) folgten.

 

Namen wie Annelis Wirsing, Pia Näbauer, Marieluise Gilch stehen stellvertretend für die zahlreichen Menschen des Aufbaus und der Arbeit des Landesverbandes seit den frühen Jahren. Schirmherrinnen wie Prinzessin Pilar von Bayern, Marianne Strauß sowie deren Tochter Monika Hohlmeier haben den Landesverband viele Jahre nach außen repräsentiert und sich für die Belange MS-Betroffener in der Öffentlichkeit und gegenüber der Politik stark gemacht. Viele weitere Namen haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitender in Gremien des Landesverbandes oder in den Selbsthilfe- und Kontaktgruppen, aber auch Gönner und Unterstützer des Landesverbandes könnten hier ebenfalls genannt werden; sie alle aufzuzählen würde ein eigenes Heft füllen.

 

Die vergangenen 60 Jahre zeigen, wie wichtig und unerlässlich das Engagement von Menschen für den Verband, seine Arbeit und MS-Betroffene sowie deren Angehörige waren, sind und auch weiterhin sein werden.
Im Laufe der Jahre wurden wichtige Stützpfeiler für den Landesverband geschaffen, wie der 1973 von Rosmarie Noris erstmalig organisierte Weihnachtsbazar zugunsten MS-Betroffener. Mit seinen zahlreichen ehrenamtlich Mitarbeitenden hat sich der MS Bazar zu einer bis heute einzigartigen Einrichtung entwickelt, die mehr denn je unerlässlich für den Landesverband und die MS-Betroffenen ist.

 

Mit dem Behandlungszentrum Kempfenhausen und seiner Grundsteinlegung 1985 konnte erstmalig zusammen mit der Landeshauptstadt München, dem Bezirk Oberbayern sowie dem Kuratorium für Wohnen im Alter ein interdisziplinäres Behandlungskonzept für MS-Betroffene umgesetzt werden. Unter der Trägerschaft der vier Akteure entstanden so, neben der Marianne-Strauß-Klinik und der Tagesklinik für die teilstationäre Versorgung von MS-Patienten, das Haus der Begegnung als Erholungs-, Schulungs- und Begegnungsstätte sowie das Haus der Freunde als Schwerstpflegeheim.  


Auch mit der 1997 gegründeten Bayerischen MS-Stiftung wurde eine weitere wichtige und tragende Säule für die DMSG Bayern errichtet. Sie unterstützt nicht nur die Arbeit des Landesverbandes, sondern insbesondere an MS erkrankte und bedürftige Menschen sowie deren Angehörige. So ist der vom damaligen Schatzmeister der Stiftung, Gerhard Guske, ins Leben gerufene Pflegepreis für pflegende Angehörige ein Beispiel für das große Engagement der Stiftung.

 

Stand in den ersten Jahrzehnten die Fürsorge im Vordergrund der Arbeit des Landesverbandes, so wandelte  sich  die  Situation  in  den  Folgejahren  zunehmend. Der Landesverband begegnete den MS-Patienten in Partnerschaft, wobei die aktive Mitarbeit  der  Betroffenen  immer  wichtiger  und  wertvoller  wurde.  Das  Angebot  wurde  kontinuierlich  angepasst  und  erweitert. Hinzu  kamen  Schulungen, Seminare, Freizeiten und Reisen für MS-Betroffene.

 

Neue Informationsmöglichkeiten durch Internet und neue Medien eröffnen ein vielfältigeres, globales Angebot, aber können die bisherigen Probleme nur bedingt lösen. Aus der bestehenden Informationsflut seriöse, verlässliche Fakten herauszufiltern und nicht jedem beliebigen Trend zu folgen, sind neue Aufgaben, denen sich der Landesverband und die MS-Betroffenen heute zunehmend stellen müssen. Die Digitalisierung (u. a. Online-Beratung, Website, Newsletter, digitale Mitgliederzeitschrift und soziale Medien) durchdringt fast alle Tätigkeiten der sozialen Arbeit, auch beim Landesverband, und ist nicht mehr wegzudenken.

 

Hinzu kamen strukturelle Neuerungen wie die Etablierung einer psychologischen Fachberatung, eine stärkere regionale Fokussierung der Gremienarbeit durch regionale Vertreter im Erweiterten Vorstand und auch organisatorische Änderungen der Zuständigkeiten einzelner Beratungsstellen. Dennoch sind die Probleme heutzutage ähnlich wie vor vielen Jahren. Es fehlt an notwendigen Hilfen, an finanzieller Unterstützung u.v.m. Umfassende, ortsnahe, neutrale und professionelle Beratung sowie persönliche Zuwendung sind nach wie vor wichtige Bestandteile der Arbeit für MS-Betroffene.

 

Mit mehr als 7.300 Mitgliedern, 60 hauptamtlich und über 750 ehrenamtlich Mitarbeitenden, etwa 200 Selbsthilfe- und Kontaktgruppen sowie acht Beratungsstellen hat sich das ursprüngliche Sozialwerk der DMSG von 1960 über die Jahre hinweg jedoch zu einem leistungsfähigen bayernweiten Verband entwickelt, der bereit sowie in der Lage ist, sich den zukünftigen Herausforderungen erfolgreich zu stellen und weiterhin Perspektiven für Menschen mit MS zu schaffen.

 

Hans-Peter Wabro
Geschäftsführer DMSG Landesverband Bayern e. V.

 

Hinweis: Der Text erschien in der Mitgliederzeitschrift Kontakt 1 / 2020, S. 4 - 7 und ist hier als pdf  hinterlegt.

 

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